Führung auf Zeit: So funktioniert erfolgreiche temporäre Verantwortung

Führung auf Zeit: So funktioniert erfolgreiche temporäre Verantwortung

Ein Interim-CEO für den Turnaround, eine Projektleitung auf Zeit für ein strategisches Vorhaben oder eine C-Level-Managerin auf Abruf – temporäre Führung ist in der Unternehmenswelt längst Realität. Vielleicht stehst du als Geschäftsführer*in vor der Entscheidung, eine Führungsrolle befristet zu besetzen, oder du übernimmst selbst ad interim Verantwortung. In beiden Fällen gilt: Führung auf Zeit ist eine Chance und Herausforderung zugleich. Sie erfordert echte Führungsqualitäten unter besonderem Zeitdruck – weit mehr als nur Verwaltung des Status quo.

In diesem Beitrag erfährst du praxisnah und fundiert, worauf es bei temporärer Führung wirklich ankommt. Warum ist eine Interim-Managerin keine bloße Lückenfüller*in? Welche Führungsprinzipien und Rollenverständnisse sind entscheidend? Wie baust du Vertrauen in kürzester Zeit auf und entfaltest schnell Wirkung, ohne nachhaltige Ergebnisse zu gefährden? Und welche Fehler gilt es unbedingt zu vermeiden? Mit konkreten Beispielen und erprobten Tipps richten wir uns direkt an dich – in Du-Form und auf den Punkt. Lass uns eintauchen in die Welt der Führung auf Zeit und wie sie zum Erfolgsfaktor für dein Unternehmen wird.

Mehr als nur „Verwalten auf Zeit“: Interim-Führung als Gestaltungsaufgabe

Wenn eine Führungskraft temporär einspringt, liegt die Versuchung nahe, sie als bloßen Platzhalter zu sehen – jemand, der „den Laden verwaltet“, bis eine dauerhafte Lösung da ist. Doch diese Sicht greift zu kurz. Führung auf Zeit bedeutet nicht, einfach nur die Stellung zu halten, sondern aktiv Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen voranzutreiben. Wie es ein Interim-Management-Anbieter treffend formuliert hat: „Ein Interim-Manager ist kein Verwalter, der einfach nur eine vorübergehend vakante Stelle besetzt. Er/sie übernimmt operative Verantwortung und erbringt Leistungen im Einklang mit dem Zweck, dem Ziel und den Anforderungen des Auftrags.“ . Mit anderen Worten: Temporäre Führungskräfte sind Gestalter, keine Verwalter.

Diese Haltung – Gestaltung statt Verwaltung – ist zentral. Eine Interim-Managerin oder Projektleiterin auf Zeit muss Entscheidungen treffen, Impulse setzen und Ergebnisse liefern, genau wie eine permanente Führungskraft. Oft kommen temporäre Leader gerade in kritischen Phasen ins Unternehmen: Wachstumssprünge, Restrukturierungen, Krisen oder wichtige Projekte. Hier werden sie geholt, um mit Erfahrung und frischem Blick Probleme zu lösen und Schwung zu bringen, damit das Unternehmen nicht an Momentum verliert. Ihr Auftrag ist es, die Organisation sicher durch anspruchsvolle Fahrwasser zu führen – sei es, bis eine Nachfolger*in übernehmen kann, oder bis ein Projekt erfolgreich abgeschlossen ist.

Statt eine „Hängebrücke“ zu sein, kann Interim-Führung sogar stabilisierend und zukunftsweisend wirken . Sie schafft Optimismus und Anpassung in Übergangszeiten . Die temporäre Führungskraft fungiert als Agent*in des Wandels zum Besseren, damit die eventuale neue Dauerführung einen optimalen Startpunkt vorfindet . Wichtig ist dabei, dass alle Beteiligten verstehen: „Interim“ heißt nicht zweitklassig. Richtig eingesetzt, bietet eine befristete Führungsrolle enorme Chancen, neue Wege zu gehen und nötige Veränderungen anzustoßen, ohne in alten Mustern verhaftet zu bleiben.

Zugespitzte These:

Führung auf Zeit ist keine Notlösung, sondern ein Testlabor für Fortschritt. Wer temporär führt, kann – und muss – Veränderung mutig anpacken statt Dinge nur auszusitzen. Sieh in der befristeten Verantwortung die Chance, echten Mehrwert zu schaffen – vielleicht sogar freier von Politik und festgefahrenen Strukturen, weil klar ist, dass es um Ergebnisse in kurzer Zeit geht.

Klare Rollenklärung: Erwartungsmanagement von Anfang an

Eine zentrale Grundlage für erfolgreiche temporäre Führung ist die glasklare Definition von Rolle, Zielen und Erwartungen – und zwar bevor du richtig loslegst. Warum? Weil in der Kürze der Zeit Missverständnisse fatal wären. Alle Beteiligten – vom Auftraggeber (Geschäftsführung, Vorstand etc.) über das bestehende Managementteam bis zu den Mitarbeiter*innen – müssen wissen, welche Befugnisse und Ziele die Führungskraft auf Zeit hat . Unklare Aufträge oder unausgesprochene Annahmen führen sonst zu Frustration auf beiden Seiten.

Tipp für Auftraggebende: Nimm dir die Zeit, ein sauberes Briefing zu erstellen. Definiere schriftlich, was die temporäre Führungskraft erreichen soll, bis wann, und welche Ressourcen sie hat. Kommuniziere intern offen, warum jemand auf Zeit kommt und welchen Rückhalt er/sie von oben genießt . Wenn beispielsweise ein Interim-Manager in einer Umbruchphase geholt wird, sollten Aufsichtsrat, Gesellschafter oder andere wichtige Stakeholder hinter dem*der Interim stehen und das auch signalisieren . Idealerweise stellt die oberste Führung die Person persönlich dem Team vor, mit einer klaren Ansage à la: „Wir haben Frau/Herr X geholt, um in den nächsten 9 Monaten Y zu erreichen. Bitte unterstützen Sie sie voll – sie hat unser Vertrauen.“ Diese offizielle Rückendeckung schafft Akzeptanz.

Tipp für dich als temporäre Führungskraft: Kläre gleich zu Beginn im Dialog mit allen relevanten Parteien die Erwartungen. Frag aktiv nach: Welche Ziele sehen die Eigentümer oder Auftraggeber? Welche Erwartungen haben deine neuen Mitarbeiter*innen an dich – sowohl fachlich (KPIs, Projekte) als auch im Zusammenarbeitsstil? Oft haben Kollegen gewisse Vorstellungen, sprechen sie aber nicht direkt aus . Hier musst du als Führungskraft auf Zeit proaktiv sein: „Was ist euch in der Zusammenarbeit wichtig, gerade in dieser Übergangsphase?“ oder „Woran würdet ihr in drei Monaten festmachen, dass unsere Zusammenarbeit erfolgreich ist?“

Schon in den ersten Tagen solltest du dir einen Überblick verschaffen: Worauf lassen sich alle einigen? Gibt es Zielkonflikte oder unrealistische Erwartungen, die du geradeziehen musst? Wenn alle gemeinsame Vorstellungen erarbeitet haben – wozu auch gehören kann, Prioritäten auszusprechen und vielleicht manches Ziel abzustecken –, dann halte diese fest und spiel sie an alle zurück. So stellst du sicher, dass alle vom Gleichen reden und du dich daran auch messen lassen kannst .

Praxisbeispiel: In einem mittelständischen Betrieb sollte ein Geschäftsbereich umgebaut werden, aber der passende interne Kandidat fehlte. Man engagierte uns als Interim-Manager für ein Jahr. Gleich in der ersten Woche setzten wir uns mit der Geschäftsführung und den Bereichsleitern zusammen, um Auftrag und Erwartungen abzugleichen. Dabei stellte sich heraus, dass es unterschiedliche Auffassungen gab: Die Chefs wollten vor allem schnelle Kostensenkungen, die Bereichsleiter aber fürchteten Qualitätsverluste. Wir moderierten eine Klärung: Kostensenkung ja, aber mit klaren Qualitätskennziffern als Grenze. Wir formulierten ein Mission Statement für unseren Kunden und ließen es von allen abnicken. Ergebnis: Jeder wusste nun, worauf er hinarbeitet, und wir hatten einen klaren Handlungsrahmen, an dem wir uns orientierten.

Schnell Vertrauen aufbauen – die Basis jeder temporären Führung

Egal wie klar das Mandat ist, ohne Vertrauen folgst dir niemand. Gerade in der Interim-Führung schauen Mitarbeiter:innen oft anfangs skeptisch: Wer ist diese neue Chefin auf Zeit? Meint sie es gut mit uns? Diese Skepsis musst du schnell abbauen, denn du hast nicht den Luxus monatelanger „Kennenlernphasen“. Vertrauen aufbauen – insbesondere im Interim Management – ist von großer Bedeutung, das Vertrauen der Mitarbeitenden schnell zu gewinnen. Die Belegschaft will überzeugt sein, dass du als neuer Vorgesetzte*r verlässlich und kompetent bist und sie sicher durch die anstehende Phase führen wirst .

Wie gewinnst du also in kürzester Zeit Vertrauen? Einige bewährte Best Practices:

  • Respektvoll zuhören: Bevor du große Reden schwingst, höre deinen neuen Teammitgliedern gut zu. Frage nach ihren Sorgen, Ideen und Erfahrungen. Zeig echtes Interesse an den Menschen und der Kultur im Unternehmen. Durch dieses „Kontext verstehen“ signalisierst du Respekt, Neugier und Professionalität . Die Mitarbeiter*innen merken: Du bist nicht zum Schnell-Durchregieren gekommen, sondern nimmst dir die Zeit, uns erst einmal wirklich kennenzulernen.

  • Präsenz zeigen und Beziehung aufbauen: Geh aktiv auf Schlüsselpersonen zu. Führe One-on-One-Gespräche mit wichtigen Mitarbeiterinnen und Kollegen aus angrenzenden Bereichen . In diesen ersten Gesprächen solltest du dich authentisch zeigen – kein Machtgeprotze, sondern echte Neugier auf das Gegenüber. Viele Interim-Manager:innen schwören darauf, sich “die Hände schmutzig zu machen” im positiven Sinne: Also nicht nur in Meetings schöne Folien zeigen, sondern sich praktisch mit ins Geschehen stürzen . Wenn die Leute sehen, dass du anpackst und mithelfen willst, anstatt dich nur als externer Besserwisserin aufzuspielen, wächst der Respekt enorm.

  • Transparenz und Kommunikation: Von Anfang an offen und klar kommunizieren, was du vorhast und wie du tickst. Gute Kommunikation schafft Vertrauen . Stell dich dem Team persönlich vor und erkläre, „was ihr von mir erwarten könnt“ – und was vielleicht nicht. Teile ruhig auch deinen Führungsstil mit: „Ich lege Wert auf offene Worte und darauf, gemeinsam Lösungen zu finden. Ihr werdet von mir regelmäßig Updates bekommen.“ Solche Ansagen vermitteln Berechenbarkeit. Wichtig ist anschließend, dass du deine Ankündigungen auch einhältst: Zeige Verlässlichkeit in Wort und Tat – wenn du etwas versprichst oder terminlich zusagst, muss es gelten . Nichts zerstört Vertrauen schneller als gebrochene Zusagen.

Ein offener Auftakt mit persönlichem Kennenlernen – z.B. per Handschlag in lockerer Runde – hilft, als Führungskraft auf Zeit rasch Vertrauen aufzubauen. Klarheit, Authentizität und Zuhören sind dabei deine wichtigsten Werkzeuge.

  • Einbinden und Befähigen: Selbst wenn du geholt wurdest, um schwierige Entscheidungen zu treffen – beziehe das Team mit ein. Delegiere Verantwortung, wo es sinnvoll ist, und stärke die Kompetenz deiner Leute. Das zeigt, dass du ihnen etwas zutraust. Mitarbeiter*innen vertrauen einer Führung eher, wenn sie sich einbezogen fühlen statt überfahren. Außerdem sicherst du so Know-how und Engagement für die Zeit nach deiner Tätigkeit. Dein Team soll ja idealerweise auch ohne dich weiter performant sein.

  • Offenheit und Fairness: Begegne allen im Unternehmen fair und auf Augenhöhe. Wer neu reinkommt – noch dazu befristet – hat keinen Bonus bei den Leuten; Respekt musst du dir durch fairen Umgang verdienen. Sei transparent in Entscheidungen (soweit möglich) und erkläre das Warum hinter deinen Maßnahmen. Bleib auch ansprechbar für Kritik. Dieses offene Ohr schafft Glaubwürdigkeit: Man wird dich eher unterstützen, wenn man weiß, dass du Anliegen ernst nimmst.

Zugespitzte These:

Vertrauen ist die Währung der temporären Führung. Du musst schneller „Vertrauenskapital“ aufbauen als jede permanente Führungskraft – sonst bleibst du der die Fremde, dem der man misstraut. Jede Unterhaltung, jedes Meeting in den ersten Wochen ist deine „Vertrauens-Investition“. Sei präsent, ehrlich, verlässlich – dann zahlen dir deine Leute dieses Vertrauen auch zurück, in Form von Unterstützung und Einsatz.

Wirkung in kurzer Zeit: schnelle Erfolge und nachhaltige Veränderungen

Temporäre Führung steht immer unter dem Motto: „Zeit ist knapp.“ Du hast nur begrenzt Zeit, um Wirkung zu entfalten – also musst du gezielt und zügig Erfolge liefern, ohne dabei übereilt oder planlos vorzugehen. Dieser Balanceakt ist eine der größten Herausforderungen.

Quick Wins identifizieren: Ein bewährtes Rezept für Interim-Manager und Projektleiter auf Zeit ist, früh einige schnelle Erfolge („Quick Wins“) zu erzielen. Warum? Weil solche sichtbaren Fortschritte deine Effektivität und Glaubwürdigkeit untermauern und dir das Buy-in des Teams sichern . Menschen folgen dir bereitwilliger, wenn sie sehen: Da tut sich was, es geht voran. Suche also nach Möglichkeiten, binnen weniger Wochen spürbare Verbesserungen zu erreichen. Das können z.B. einfache Prozessfixes sein, das Lösen eines lange schwelenden Problems, oder ein Zwischenziel im Projekt, das alle motiviert. Achte aber darauf, dass diese Quick Wins im Einklang mit den Hauptzielen stehen – reine Aktion um der Aktion willen entlarven Mitarbeiter schnell als Show.

Gründliche Bestandsaufnahme (trotz wenig Zeit): Paradox aber wahr – um schnell richtig handeln zu können, musst du dir am Anfang kurz Zeit zum Verstehen nehmen. Viele erfahrene Interim-Führungskräfte warnen davor, vorschnell mit fertigen Konzepten loszulegen, ohne das Umfeld wirklich durchdrungen zu haben . Idealerweise hast du schon vor Start so viele Infos wie möglich gesammelt (vom Vorgänger, aus Berichten, aus Vorgesprächen). Sobald du im Amt bist, plane eine ultra-intensive Analysephase – oft bleiben nur ein, zwei Wochen für eine Bestandsaufnahme . In dieser Zeit: Daten sichten, mit Leuten reden, Probleme strukturieren. Dann zieh die Schlüsse zügig: Was sind die Hebel mit größter Wirkung? Wo brennt es, wo liegen Chancen? Ab Woche 3–4 solltest du dein grobes Vorgehen parat haben und kommunizieren können. Denn allzu lange Zögern würde wiederum Vertrauen kosten.

Maßnahmenplan und Umsetzung mit Zugkraft: Auf Basis deiner Analyse entwickle einen konkreten Maßnahmenplan mit klaren Meilensteinen . Diesen Plan solltest du dann zügig in die Umsetzung bringen. Wichtig: Hol die Organisation ins Boot, bevor du lossprintest. Informiere dein Team und relevante Stakeholder über die geplanten Schritte und begeistere sie für die Mission. In der temporären Führung hast du oft die Rolle eines/einer Change-Agent – du stößt Veränderungen an. Umso wichtiger ist, dass du die Menschen für den Weg gewinnst . Möglicherweise brauchst du sogar eine kleine Task Force oder Projektorganisation, um größere Vorhaben im Zeitrahmen zu stemmen . Scheue dich nicht, weitere Expert*innen hinzuzuziehen (Kolleg*innen, Berater), wenn es der Sache dient – du bist nicht weniger erfolgreich, nur weil du dir Hilfe organisierst. Im Gegenteil, Teamplay und Koordination sind Kernkompetenzen einer temporären Führungskraft.

Bei alledem darfst du das große Ziel nicht aus den Augen verlieren: Deine Aufgabe ist es, in deiner begrenzten Amtszeit etwas zu bewirken, das auch danach Bestand hat. Es bringt wenig, wenn du zwar schnelle Ergebnisse lieferst, aber nach deinem Abgang fällt alles in sich zusammen. Daher denk immer einen Schritt weiter:

  • Nachhaltigkeit planen: Überlege bei jeder Maßnahme, wie die Dauerhaftigkeit sichergestellt werden kann. Wenn du z.B. Prozesse änderst, dokumentiere sie gut und schule jemanden im Team, der das Wissen behält. Wenn du Talent im Team erkennst, fördere es, damit interne Leute Verantwortung übernehmen können, sobald du weg bist.

  • Übergabe frühzeitig vorbereiten: Idealerweise planst du schon vom ersten Tag an, wie die Übergabe am Ende laufen soll. Auch wenn es am Anfang weit weg scheint – die Zeit vergeht schnell. Notiere laufend wichtige Erkenntnisse, halte Abmachungen fest. Gegen Ende deines Mandats führst du dann eine saubere Staffelstab-Übergabe durch: schriftlicher Abschlussbericht, gemeinsames Durchgehen mit Nachfolger*in oder internem Verantwortlichen, Klärung offener Posten. So stellst du sicher, dass deine Erfolge weiterleben. (Das dankt dir übrigens auch der Auftraggeber – erfolgreiche temporäre Führung zeigt sich nicht nur während, sondern vor allem nach deiner Amtszeit.)

Praxisbeispiel: Ein Unternehmen startete ein bereichsübergreifendes Innovationsprojekt, geleitet von einer Projektmanagerin auf Zeit. Ihre Devise: erst verstehen, dann loslegen. In den ersten zwei Wochen sprach sie mit allen Projektstakeholdern, um Erwartungen und Hürden zu sammeln. Dabei entdeckte sie, dass ein simples Missverständnis zwischen zwei Abteilungen seit Monaten den Fortschritt blockierte. Sie löste es umgehend im Dreiergespräch – erster Quick Win. Anschließend stellte sie einen 90-Tage-Plan auf, mit Prototypen als Etappenzielen. Nach einem Monat präsentierte das Team tatsächlich den ersten Prototyp – ein sichtbarer Erfolg, der im Unternehmen Applaus fand. Diese schnellen Ergebnisse gaben dem Projekt Rückenwind. Gleichzeitig achtete die Projektleiterin darauf, Wissen zu verankern: Sie richtete ein Wiki ein, in dem alle Projekterkenntnisse festgehalten wurden. Am Projektende konnte sie so den Staffelstab reibungslos übergeben – das Nachfolgeteam wusste genau, was zu tun war, und setzte die begonnenen Innovationen fort. Das Projekt hatte dank temporärer Führung nachhaltige Wirkung entfaltet.

Führungsprinzipien für temporäre Leader: Flexibel, klar und überzeugend

Gute Führung bleibt gute Führung – ob auf Dauer oder auf Zeit. Viele Führungsprinzipien, die generell für Effektivität sorgen, gelten in temporären Rollen in verstärktem Maße. Hier einige Führungsleitlinien, die sich in der Praxis besonders bewähren, wenn deine Zeit begrenzt ist:

  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Als temporärer Chefin kommst du in ein bestehendes System. Kultur, Abläufe, ungeschriebene Gesetze – all das musst du schnell erfassen und deinen Stil daran anpassen . Vielleicht ist dein Führungsstil grundsätzlich partizipativ, doch du merkst, das Team ist an klare Ansagen gewöhnt – dann finde einen Mittelweg, der akzeptiert wird. Bleib offen für Neues und sei bereit, deine Herangehensweise zu justieren. Jede Situation ist anders; Schema F führt selten zum Ziel . Interim-Führungskräfte, die stur „ihr Ding“ durchziehen, ohne das Umfeld zu berücksichtigen, scheitern oft. Also: Stay open-minded – bleib neugierig, lernfähig und demütig vor der neuen Aufgabe.

  • Kommunikationsstärke: In Übergangsphasen sind Menschen oft verunsichert. Mit klarer, strukturierter Kommunikation schaffst du Stabilität . Entwickle einen Kommunikationsplan: Wer wird wann wie über was informiert? Lieber zu viel informieren als zu wenig, solange es relevant ist. Teile Erfolge zeitnah mit, adressiere Probleme offen. Und vor allem: Kommuniziere konsistent. Gerade weil du neu bist, wird man deine Worte auf die Goldwaage legen – wenn du heute A sagst und morgen B tust, verlierst du sofort an Autorität. Gute Kommunikation ist auch Zuhören (wie oben erwähnt) und dann das Gehörte aufgreifen. So fühlen sich alle mitgenommen.

  • Integrität und Verlässlichkeit: Nichts schafft schneller Vertrauen und Respekt als persönliche Integrität. Halte dich an die gleichen Regeln, die du für andere aufstellst. Steh zu deinen Fehlern, falls welche passieren – auch temporäre Führungskräfte sind nicht unfehlbar. Walk the talk: Tun, was man predigt. Wenn Mitarbeitende sehen, dass du authentisch bist und deine Werte nicht über Bord wirfst, nur weil du „nur auf Zeit“ da bist, werden sie dir folgen. Verlässlichkeit zeigt sich in Kleinigkeiten: Pünktlichkeit, Zusagen einhalten, Informationen nicht zurückhalten. Diese Prinzipien gelten immer, aber in der kurzen Zeitspanne einer Interim-Rolle werden sie besonders scharf beobachtet.

  • Empathie und Team Empowerment: Kommst du als Externe*r ins Team, kann leicht das Gefühl entstehen, du würdest „drüberfahren“. Dagegen hilft: Empathisch führen. Zeig Verständnis für die Lage der Mitarbeitenden, insbesondere wenn Veränderungen weh tun. Beziehe das Team aktiv ein, frage nach ihren Empfehlungen – oft haben die Leute vor Ort bereits gute Lösungen parat. Delegiere Verantwortung in deinem temporären Rahmen, wo immer möglich. Die Leute sollen spüren, dass du mit ihnen arbeitest, nicht gegen sie. Erfolge gehören dem Team, Misserfolge nimm im Zweifel du auf dich. Dieses Prinzip servant leadership (“dienende Führung”) schafft enorm viel Goodwill und sorgt dafür, dass am Ende alle an einem Strang ziehen.

  • Entschlossenheit und Mut: Bei aller Empathie darfst du nicht vergessen: Man holt dich auf Zeit meist, weil etwas getan werden muss, wovor andere vielleicht zurückschrecken. Dazu gehört, Entscheidungen nicht endlos aufzuschieben. Hast du dir ein Bild gemacht, dann handle auch. Zeig Mut, Dinge anzupacken – ob unpopuläre Entscheidungen oder das Aussprechen unbequemer Wahrheiten. Interim-Manager werden nicht fürs Nichtstun bezahlt. Natürlich sollst du nichts über’s Knie brechen (siehe Analysieren und Vertrauen aufbauen), aber sobald klar ist, wohin der Kurs geht, führe konsequent. Deine temporäre Rolle gibt dir auch einen gewissen Freiraum: Du musst nicht jede interne Politik bedenken wie jemand, der seit 10 Jahren im Organigramm hängt. Nutze diesen Blick von außen, um Themen offen anzusprechen und Verkrustungen aufzubrechen – mit Fingerspitzengefühl, aber bestimmt.

Zusammengefasst: Führung auf Zeit braucht einen Chamäleon-Ansatz – flexibel und anpassungsfähig – gepaart mit dem Fokus eines Sprinters. Du musst in kurzer Distanz alles geben, aber trotzdem mit Weitblick handeln, als würdest du länger bleiben. Wer diese Kombination hinbekommt, legt den Grundstein für erfolgreichen Impact.

Häufige Stolperfallen: Was du vermeiden solltest

Wo Licht ist, ist auch Schatten – es gibt typische Fehler, die immer wieder passieren, wenn Führungskräfte temporär eingesetzt werden. Hier die größten Stolperfallen und wie du sie umgehen kannst:

  • Überhebliches Auftreten: Gerade externe Interim-Manager kommen oft mit viel Erfahrung. Doch Vorsicht vor zu viel Selbstsicherheit am Start! Wer auftritt nach dem Motto “Keine Sorge, ich rette euch jetzt, ich weiß alles”, erntet Ablehnung. Mitarbeiter*innen werden demotiviert und schalten auf stur . Außerdem übersiehst du in deiner Überheblichkeit womöglich wichtige Insider-Infos – keiner traut sich, dich zu korrigieren. Besser: Zeige Bescheidenheit in den ersten Wochen. Signalisiere, dass du von den Mitarbeitenden lernen möchtest über das Unternehmen. Deine Autorität kommt später durch Taten, nicht durch markige Sprüche.

  • Vorschnelle Patentlösungen: Eine weitere Falle ist, mit einer One-Size-Fits-All-Lösung hereinzuschneien. Vielleicht hast du in einer früheren Firma mit einer bestimmten Methode Erfolg gehabt und willst sie nun sofort überstülpen. Doch jedes Unternehmen, jede Situation hat ihre Besonderheiten. Vermeide es, voreilig ein Handlungskonzept aus der Schublade zu ziehen , ohne die spezifische Lage geprüft zu haben. Das kann massiv danebengehen. Nimm dir die Zeit für die erwähnte Bestandsaufnahme. Standardrezepte ungeprüft anzuwenden, ist riskant. Stattdessen: passen deine Erfahrungen an die aktuelle Situation an, und entwickle Lösungen mit dem Input des Teams vor Ort.

  • Isolation und Alleingänge: Manch temporäre Führungskraft bleibt ein Fremdkörper – sei es, weil sie sich bewusst distanziert hält, oder weil das Team sie nicht integriert. Isoliere dich nicht! Auch wenn du nur Monate da bist, du brauchst ein Team-Gefühl. Suche aktiv den informellen Austausch (Mittagessen, Kaffeepausen), um menschlich Anschluss zu finden. Und vermeide Alleingänge in Entscheidungen: Wenn du wichtige Entschlüsse ohne Rücksprache mit Betroffenen fällst, handelst du dir Widerstand ein. Involviere Schlüsselpersonen bei größeren Weichenstellungen. So gehört man dich auch nicht als „der da oben auf Zeit“ ab, der über Köpfe hinweg agiert.

  • Kulturelle Fettnäpfchen ignorieren: Jedes Unternehmen hat seine Kultur. Interim-Leader, die diese ignorieren, riskieren Schiffbruch. Beispiele: In einer sehr konsensorientierten Firma abrupt mit harter Hand durchgreifen – das wird kaum akzeptiert. Oder in einer formalistischen Organisation zu kumpelhaft auftreten – wirkt unprofessionell. Passe dich an die gelebte Kultur an, zumindest bis du Vertrauen hast, um eventuell Kulturveränderungen anzustoßen. Informiere dich über ungeschriebene Regeln (z.B. Duz-Kultur oder Sie, Kommunikationswege, Entscheidungsprozesse). Cultural Awareness ist kein „nice to have“, sondern Pflicht, um nicht aus Versehen Porzellan zu zerschlagen.

  • Unklare Autoritätsverhältnisse: Ein häufiger Fehler ist, wenn nicht klar kommuniziert wurde, welche Befugnisse die temporäre Führungskraft hat – und du es versäumst, das einzufordern. Dann passiert es, dass dein Wort von manchen nicht ernst genommen wird: „Der ist ja nur Interim, das setzen wir aus.“ Dem beugst du vor, indem du – wie oben beschrieben – dein Mandat klarstellst und auch bei Bedarf dein Weisungsrecht einforderst. Genauso heikel: Wenn parallel noch jemand anders quasi dieselbe Verantwortung trägt (z.B. der zurückgestufte Vorgänger mischt weiter mit). Double Leadership ohne Klärung erzeugt Chaos. Fordere vom Auftraggeber eine eindeutige Regelung ein, wer das Sagen hat, solange du da bist.

  • Alles alleine machen wollen: Gerade wenn du engagiert und motiviert bist, neigst du vielleicht dazu, zu viel persönlich zu stemmen. Doch Vorsicht: Du bist nur begrenzte Zeit da – wenn alles an dir hängt, bricht es nachher weg. Außerdem sendest du damit das Signal, dass du dem Team wenig zutraust. Lerne zu delegieren und zu vertrauen, selbst wenn du denkst „Das kriege ich schneller hin“. Dein Auftrag ist nicht, als Einzelkämpfer zu glänzen, sondern das Team leistungsfähiger zu machen. Also verteile Aufgaben, empower andere und schaffe Strukturen, die ohne dich funktionieren.

  • Kein Plan für den Ausstieg: Manche temporäre Führungskräfte verdrängen das Ende ihres Mandats – und stehen dann plötzlich vor einem Scherbenhaufen, weil niemand bereit ist, weiterzumachen. Plane deinen Exit! Eine geordnete Übergabe ist Teil deines Jobs. Wenn du das verpasst, wird man sich am Ende eher an das Nachlassen nach deinem Weggang erinnern als an deine davor erzielten Erfolge. Also: rechtzeitig Nachfolger einarbeiten oder Wissen übergeben, letzte To-dos identifizieren und abschließen. Idealerweise vereinbarst du mit dem Auftraggeber schon früh, wie die Übergangsphase enden soll (z.B. ob du bei der Einarbeitung des permanenten Nachfolgers noch beratend zur Verfügung stehst). So hinterlässt du einen guten letzten Eindruck – enorm wichtig für dein persönliches Renommee und etwaige Folgeaufträge.

Natürlich gibt es noch weitere Fallstricke (von politischen Machtkämpfen bis zu unerwarteten externen Schocks). Aber mit gesundem Führungsverstand und den obigen Punkten als Warnsignal kannst du viele Fehler vermeiden. Ein Leitsatz könnte lauten: Führe als Interim so, als wärst du dauerhaft da – aber wisse, wann du gehen musst. Das heißt, volle Verantwortung übernehmen, aber auch loslassen können zum richtigen Zeitpunkt.

Fazit: Temporäre Verantwortung – wenn du’s richtig machst, ein Gewinn für alle

Führung auf Zeit ist kein einfaches Unterfangen, aber richtig angepackt eine echte Bereicherung für Unternehmen und Mitarbeiter. Ob interimistische Geschäftsführung, befristete Projektleitung oder andere temporäre Schlüsselrollen – sie können Mehrwert schaffen, der weit über ihre eigene Amtszeit hinausreicht. Die Voraussetzung: Man muss sie professionell gestalten.

Du hast gesehen, worauf es ankommt: Klarheit von Tag eins, schnelles Vertrauen aufbauen, zügig Resultate liefern und nachhaltige Strukturen hinterlassen. All das verlangt exzellente Führungsarbeit in komprimierter Form – eine Herausforderung, aber auch eine Chance, Führungsqualitäten auf den Punkt zu beweisen. Denn temporär heißt nicht trivial: Oft müssen Interim-Leader in 100 Tagen mehr bewirken als andere in 300 . Doch gerade diese intensive Phase kann – richtig genutzt – Organisationen einen Schub geben und den Boden für langfristigen Erfolg bereiten.

Wenn du als Entscheider*in temporäre Führung in deinem Unternehmen einsetzt, sorge dafür, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Wähle die richtige Person, stecke den Auftrag klar ab und unterstütze die Führungskraft auf Zeit mit Rückendeckung und Ressourcen. Und wenn du selbst in einer befristeten Führungsrolle bist, denke daran: Du bist gekommen, um zu führen – nicht nur zu verwalten. Zeig Leadership, indem du Menschen mitnimmst, Probleme löst und Verantwortung trägst. Dann wird deine temporäre Verantwortung nachhaltige Spuren hinterlassen.

Am Ende gilt: Erfolgreiche Führung auf Zeit zeichnet sich dadurch aus, dass niemand das Gefühl hat, es sei „nur“ eine Übergangslösung gewesen. Im Idealfall sagen alle Beteiligten: „Wow, in der kurzen Zeit hat sich wirklich etwas bewegt – und wir sind jetzt besser aufgestellt als zuvor.“ Genau das ist dein Ziel. Pack es an – temporär, aber mit voller Leidenschaft!

Quellen: Dieser Artikel basiert auf branchenübergreifenden Best Practices und Erfahrungen im Interim Management und Projektmanagement. Zahlreiche Expert*innen betonen die besonderen Anforderungen temporärer Führung – etwa die Management Factory, die klarstellt, dass Interim-Manager Gestalter und keine Platzhalter sind , oder der Interim-Provider Top50, der schnelles Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg hervorhebt . Auch wir zeigen, dass Interim-Leader in kurzer Zeit umfassende Veränderungen anstoßen müssen – vergleichbar mit einem „New Deal“ in den ersten 100 Tagen . Studien und Praxisleitfäden (u.a. von Fast Company ) unterstreichen die Bedeutung von Quick Wins, klarer Kommunikation und nachhaltiger Übergabe. All diese Erkenntnisse fließen in die obigen Tipps ein, damit deine Führung auf Zeit nicht zur Notlösung, sondern zum nachhaltigen Erfolg wird. Quellenliste (alphabetisch, ungekürzt):

  1. Boyden Interim Management – The First 100 Days

    https://www.boyden.com/media/the-first-100-days-interim-management-17774634/index.html

  2. Fast Company – Quick Wins vs. Long-Term Results

    https://www.fastcompany.com/90350855/quick-wins-vs-long-term-success-how-to-balance-both

  3. Harvard Business Review – How to Build Trust on Your Team

    https://hbr.org/2020/05/how-to-build-trust-on-your-team

  4. Hays Interim Management – Erfolgreich führen auf Zeit

    https://www.hays.de/interim-management

  5. Interim Management Provider Top50 – Vertrauen ist die härteste Währung

    https://www.interim-management.de/aktuelles/vertrauen-ist-die-haerteste-waehrung.html

  6. Interim Management Provider Management Factory – Interim Manager als Gestalter

    https://www.management-factory.com/leistungen/interim-management/

  7. LinkedIn Pulse – Die ersten 100 Tage im Interim Management

    https://www.linkedin.com/pulse/die-ersten-100-tage-im-interim-management-j%C3%B6rg-dietz/

  8. PWC – Leading in difficult times (Interim Leadership Insight)

    https://www.pwc.com/gx/en/services/people-organisation/publications/interim-leadership.html

  9. Springer Professional – Vertrauen aufbauen als Führungskraft

    https://www.springerprofessional.de/vertrauen/aufbau/vertrauen-aufbauen-als-fuehrungskraft/19933134

  10. ZukunftsInstitut – Führung im Übergang: Interim Management neu gedacht

    https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/interim-management-und-die-uebergangskultur/

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